11.07.2023
Pflegekrise und Digitalisierung werden in fachlichen Diskussionen oft in einem Atemzug genannt. Denn intelligent eingesetzt, können neue Technologien pflegende Personen in ihrer täglichen Arbeit entlasten. Der Linzer Fingerprint-Spezialist ekey biometric systems entwickelt ein innovatives Zutrittssystem, das Pflegekräften einen schlüssellosen und einfachen Zugang zu Patientenwohnungen verschafft und im Notfall schnelle Reaktionen ermöglicht. Mit Unterstützung der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria hat das Unternehmen dafür rund 75.000 Euro Fördermittel von der Österreichischen Forschungsförderungs GmbH (FFG) erhalten.
Die meisten Menschen möchten auch im hohen Alter möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause leben und nehmen dafür Betreuungsdienste in Anspruch. Dabei besteht eine große Herausforderung darin, ambulanten Pflegedienstleistern einen einfachen Zugang in die Wohnräume der Patient:innen zu ermöglichen und gleichzeitig Sicherheit für die pflegebedürftigen Personen zu gewährleisten.
Häufiger Personalwechsel oder kurzfristige Dienstplanänderungen machen den Umgang mit herkömmlichen Schlüsseln mühsam und ineffizient. „Es geht viel Zeit verloren, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Zentrale fahren müssen, um Schlüssel für die Patientenunterkünfte zu holen oder zurückzubringen. Das ist ein unproduktiver Aufwand und wertvolle Zeit, in der die Pflegekräfte ihren Kernaufgaben in der Betreuung nicht nachgehen können“, weiß ekey-Geschäftsführer Leopold Gallner aus Kundengesprächen.
Aus diesen Überlegungen heraus ist ein Innovationsprojekt entstanden. Die Entwicklung dieses Realisierungskonzeptes wurde im Rahmen des Programms „Impact Innovation“ mit rund 75.000 Euro Fördergeld von der FFG unterstützt. Das Herzstück dieses Konzeptes bildet die Cloudarchitektur des ekey-Zutrittssystems. Diese Systemarchitektur ist laut Gallner als Fundament für Einfamilienhäuser schon vorhanden und auch einfach umzusetzen. In einem Mehrparteienhaus sei das viel schwieriger, weil es Allgemeinzugänge und individuelle Wohnungstüren gibt. „Die spezielle Systemarchitektur ist nötig, um individuelle Zutrittsberechtigungen für Pflegebedürftige, Angehörige und das Pflegepersonal unterschiedlicher Organisationen zu vergeben. Da im Normalfall mehr als eine Einrichtung bei einer Patientin oder einem Patienten tätig ist, macht die Lösung nur dann Sinn, wenn alle Organisationen die Möglichkeit haben, am System teilzuhaben“, erklärt Gallner.
Die nächsten Schritte werden nun mit der öffentlichen Hand als Kostenträger der Pflege abgeklärt. „Seitens des Landes Oberösterreich gibt es großes Interesse an der Lösung“, sagt Gallner. Die große Herausforderung wird sein, die dahinterliegende Rechtelogik zu entwickeln, die auch kurzfristige Dienstplanänderungen berücksichtigen muss. In jedem Fall würde dieses intelligente Zutrittssystem größtmögliche Sicherheit bieten – für Pflegedienste und Pflegebedürftige gleichermaßen, ist Gallner überzeugt, der im Zuge des Projektes viele Interviews mit Betroffenen geführt hat, um die Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche aller Akteure zu verstehen. Unterstützend entwickelte das Department Gesundheits-, Sozial- und Public Management der FH OÖ in Linz mit dem „Social-Impact-Forecast-Model“ (SFIM) ein Evaluierungsmodell, mit dem der erwartete Nutzen der Innovation dargestellt werden soll.
In Oberösterreich fehlen bereits heute vielerorts Pflegekräfte. Dieser Zustand wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen. Während die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zurückgeht, wird der Anteil an betreuungs- und pflegebedürftigen Personen in den kommenden Jahren steigen – bis zum Jahr 2040 wird in Oberösterreich ein Zuwachs auf rund 107.200 Personen prognostiziert. Das sind knapp 45 % mehr Betreuungs- und Pflegebedürftige als noch im Jahr 2020. Umso wichtiger ist es, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und Pflegepersonal durch neue Technologien in ihrer täglichen Arbeit zu entlasten.
Susanne Herain-Aigner von Business Upper Austria hat ekey bei der Auswahl des passenden Förderprogramms und bei der Antragstellung maßgeblich unterstützt. Das FFG-Förderprogramm „Impact Innovation“ erwies sich als ideal, um Probleme zu lösen und mit Innovationsmethoden passende Ideen zu finden und zu testen. Die Förderexpertin erklärt: „Die meisten Förderprogramme zielen darauf ab, dass die konkrete Lösung oder Innovation bereits definiert ist. Bei Impact Innovation kann der Förderantrag schon gestellt werden, wenn das Problem zwar identifiziert, aber noch völlig unklar ist, wie die Lösung aussehen könnte.“ Das Programm ist themen- und branchenoffen und ist vor allem für KMU interessant. Auch Großunternehmen können einreichen, sofern es sich um eine soziale Innovation handelt. Wichtig ist ein Prozess, in dem alle Beteiligten eingebunden und in dem Innovationsmethoden eingesetzt werden. Unternehmen können sich bis zu 75.000 Euro für ihre Ideen holen. Einreichen ist jederzeit online über den FFG-eCall möglich.
Am Fördertelefon von Business Upper Austria beraten Expert:innen zu aktuellen Förderprogrammen und individuellen Förderanliegen:
+43 732 79810-5420
foerderungen@biz-up.at
www.biz-up.at/foerderberatung
Seit knapp 20 Jahren entwickelt die ekey biometric systems GmbH Zutrittslösungen für private Haushalte, Unternehmen und Organisationen. Das österreichische Familienunternehmen ist mittlerweile europäischer Marktführer bei Fingerprint-Zutrittslösungen. Der Hauptsitz und die Produktion inklusive Forschung und Entwicklung befinden sich in Linz (Österreich). Weitere Standorte sind: Wien (Österreich), Deutschland, Liechtenstein/Schweiz, Italien und Slowenien. Insgesamt beschäftigt ekey mehr als 100 Mitarbeiter:innen. Die Produkte werden in mehr als 70 Länder weltweit exportiert, der Exportanteil liegt bei knapp 80 %. Weitere wichtige Absatzmärkte neben der EU sind die USA, Indien und China.
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