06.09.2021
„Wir haben den größten wirtschaftlichen Einschlag seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt und gleichzeitig das schnellste Comeback geschafft“, betonte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner bei der Arbeitsmarkt-Fachveranstaltung „HR on site“, zu der die Abteilung „Human Capital Management“ der oö. Standortagentur Business Upper Austria in das FACC-Werk in St. Martin in Innkreis geladen hatte.
Das Beispiel des Weltkonzerns FACC zeige, wie der Weg aus der Corona-Krise auch zu neuen Perspektiven und Lösungsmodellen für Herausforderungen der Zukunft führe, so Landesrat Achleitner. „Die Aus- und Weiterbildungsgarantie des Landes soll nicht nur die Menschen schneller in Beschäftigung bringen, sondern zugleich auch dem Fachkräftebedarf entgegenwirken“, erklärte Achleitner.
Innerhalb von 32 Jahren hat sich FACC von einem mittelständischen Unternehmen mit 30 Beschäftigten zu einem weltweit führenden Aerospace-Konzern mit derzeit 2.500 Mitarbeiter*innen entwickelt. Die im Innviertel ansässige Aktiengesellschaft ist federführend bei Design, Entwicklung und Fertigung von fortschrittlichen Komponenten und -systemen für die Luftfahrtindustrie. Durch dieses Geschäftsfeld bekam der Konzern die Auswirkungen der Corona-Pandemie aber auch besonders zu spüren: „Die Luftfahrt wurde praktisch lahmgelegt, und niemand wusste, wie und wann es weitergeht. Umso bemerkenswerter ist das erfolgreiche Krisenmanagement bei FACC“, hob Landesrat Achleitner hervor.
2020 war aus Sicht von Robert Machtlinger, CEO FACC und Vorsitzender der zukunft.lehre.österreich-Ländergruppe OÖ, das schlimmste Jahr in der Unternehmensgeschichte: „9/11 war lokal, Covid war global. Wir wurden nachhaltig getroffen – von Überschallgeschwindigkeit auf Null – und haben eine Viertelmilliarde Euro verloren“, berichtete Machtlinger. Die Nervosität sei auf jeden Fall zu spüren gewesen: „Wir mussten 650 Leute abbauen – mit der größten Sorge: Wie geht’s den Kolleginnen und Kollegen?“, so Machtlinger. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich aber auch, wie robust der Arbeitsmarkt in Oberösterreich ist. Von den Betroffenen war ein Drittel nie beim AMS gemeldet und hat sofort neue Jobs gefunden. Das Erfolgsrezept bei FACC: Kommunikation und Karten offen auf den Tisch legen. „Wir haben 650 Einzelgespräche geführt und Sozialpläne erstellt. Mit Kommunikation geht sehr viel. Trotz der schweren Krise war der Zusammenhalt in der Belegschaft immens“, bekräftigte Machtlinger. Zukunftsperspektive aus seiner Sicht: „Wir werden viel mehr im Homeoffice arbeiten müssen – das ist heute der Flaschenhals, weil es dafür sehr viel mehr IT-Ressourcen braucht.“
CEO Machtlinger und Landesrat Achleitner waren sich einig, dass der Bedarf an Fachkräften eine Herausforderung ist, die gemeistert werden muss, um im internationalen Standortwettbewerb die Nase vorne zu haben. FACC sieht sich als Talenteschmiede, die Fachpersonal zwar weltweit rekrutiert, aber am liebsten im eigenen Teich fischt. Dass Menschen aus 40 Nationen bei FACC arbeiten, beweise die Attraktivität als Arbeitgeber und zeichne auch den Standort Oberösterreich aus. „Wir müssen geeignete Arbeitszeitmodelle unterstützen, um das gesamte Potenzial an Arbeitskräften ausschöpfen zu können. Dazu gehören vor allem Wiedereinstiegsprogramme für Frauen, Teilzeit-Optionen, betriebliche Kinderbetreuung und innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung. Qualifizierung ist das Gebot der Stunde, daher haben wir dafür auch das Budget von 247 Millionen auf 342 Millionen erhöht. Wir bieten eine Aus- und Weiterbildungsgarantie für jede Oberösterreicherin und jeden Oberösterreicher, die die Angebote in Anspruch nehmen wollen“, betonte Wirtschafts-Landesrat Achleitner.
Aus der Sicht von Gerhard Straßer, Landesgeschäftsführer des AMS OÖ, ist die Dynamik am Arbeitsmarkt gewaltig: Oberösterreich hat trotz der Corona-Pandemie eine Rekordzahl an offenen Stellen. Aktuelle Lage: 31.000 offene Stellen und 32.000 Arbeitslose. Besonders eindrucksvoll ist die Trendwende im Innviertel: Im ersten Corona-Jahr suchten noch 5.815 Menschen einen Job – bei 2.828 offenen Stellen. 2021 gab und gibt es mit 4.630 Arbeitsplätzen mehr Optionen als Bewerber*innen (4.413). „Das AMS ist da, um zu fördern und zu fordern“, betonte Straßer. Sein Appell an Betriebe, die sich oft als Reparaturwerkstätte der Schulen sehen: „Es ist wichtig, Menschen eine Chance zu geben, deren Talente man nicht einschätzen kann. Fischen Sie im gesamten Teich.“
Die Abteilung Human Capital Management in der oö. Standortagentur Business Upper Austria begleitet Maßnahmen zur Fachkräftesuche, hilft bei der Mitarbeiterqualifizierung und berät zu arbeitsmarktpolitischen Förderungen. Ein wichtiges Tool für die qualifizierte Zuwanderung ist die seit Mitte Juni existierende Career Platform von Welcome2Upper Austria: Unternehmen können mit wenigen Klicks ein Firmenkonto erstellen, englischsprachige Jobausschreibungen schalten, Profile internationaler Talente sondieren und passende Talente direkt über die Plattform kontaktieren. Zusätzlich konzentriert sich die Fachabteilung auf weitere bildungsrelevante Schwerpunkte. „Wir vernetzen Unternehmen mit Höheren Technischen Lehranstalten und veröffentlichen Firmenprofile und technische Job-Angebote auf der HTL-Karriereplattform. Unsere Förderbroschüre bietet einen kompakten Überblick über alle oö. Berufs- und Weiterbildungsförderungen. Weiters vermitteln wir Unternehmen an diverse Förder- und Ausbildungsstellen und unterstützen bei der Inanspruchnahme von arbeitsmarktpolitischen Förderungen“, präzisierte Manfred Luger, Leiter der Abteilung Human Capital Management.
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