14.03.2022
Nachhaltigkeit wird oft mit Klimaschutz gleichgesetzt, umfasst aber weit mehr. Der Arbeitsmarkt ist die dritte Säule der Nachhaltigkeit. „Die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung sorgt nicht nur für mehr Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, sie bietet vor allem große wirtschaftliche Potenziale. Oberösterreich ist das Land der Möglichkeiten für alle. Deshalb schaffen wir auch einen inklusiven Arbeitsmarkt und setzen dafür entsprechende Maßnahmen. Davon profitieren alle in unserem Land: Die Menschen mit Beeinträchtigungen und die heimischen Unternehmen“, betonte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner im Rahmen des OÖ. Zukunftsforums Arbeitsmarkt in der voestalpine-Stahlwelt in Linz. „Um den rasch wachsenden Arbeitskräftebedarf decken zu können, müssen wir das gesamte verfügbare Arbeitskräftepotenzial ausschöpfen. Dazu zählt auch die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem Arbeitsmarkt“, so Landesrat Achleitner.
„Die durchschnittliche Erwerbsquote der Oberösterreicher liegt bei 75 bis 80 Prozent, jene der Menschen mit Behinderung bei 56 Prozent, dieser Anteil soll deutlich erhöht werden. Die Chancen stehen derzeit so gut wie nie: Mit mehr als 680.000 Beschäftigten haben wir in Oberösterreich so viele Erwerbstätige wie nie. Die Arbeitslosigkeit ist im Jänner und Februar erneut gesunken. Mittlerweile gibt es laut AMS Oberösterreich in unserem Bundesland mehr offene Stellen als arbeitsuchende Menschen“, erklärte Landesrat Achleitner in seinem Impulsstatement – corona-bedingt per Video - beim OÖ. Zukunftsforum Arbeitsmarkt, bei dem das Thema „Wie Inklusion nachhaltig den Arbeitsplatzstandort Oberösterreich stärkt“ im Mittelpunkt stand.
„Der Arbeits- und Fachkräftebedarf ist ein limitierender Faktor für unsere Wirtschaft. Sie sollte daher das gesamte vorhandene Potenzial an verfügbaren Arbeitskräften ausschöpfen, auch jenes von Menschen mit Behinderung“, hob Landesrat Achleitner hervor. Dafür braucht es Unterstützung für die Unternehmen, die in Form von Qualifizierungsmaßnahmen und Förderungen vom Land OÖ, vom AMS OÖ und vom Sozialministerium zahlreich vorhanden sind. Landesrat Achleitner appelliert an die Unternehmen: „Es ist angerichtet, greifen Sie zu! Denn es ist eine Win-Win-Situation für alle!“
KommRin Mag.a Angelika Sery-Froschauer, Vizepräsidentin der WKOÖ und Geschäftsführerin der Agentur Sery* Brand Communications GmbH, betonte in ihrem Vortrag, dass der Wertewandel und Diversität im Alltag der Arbeitswelt angekommen und Ausdruck einer zeitgemäßen Unternehmenskultur sind. Vor 20 Jahren hat die Wirtschaftskammer bereits den Verein Integratio gegründet. Ziel ist, das Potenzial von Menschen mit Behinderungen sichtbar zu machen und sie mit Arbeitgebern zusammen zu bringen. Tausende Dienstverhältnisse kamen so bereits zustande. „Der Arbeitskräftemangel ist für uns alle eine zentrale Herausforderung. Menschen mit Beeinträchtigungen haben Potenzial: Ihre Kompetenz und persönlichen Erfahrungen stellen eine enorme Bereicherung dar, die wir nutzen sollten“, sagte Sery-Froschauer. Ihr Zukunftsszenario: Menschen mit Behinderung werden genauso behandelt wie alle anderen und müssen sich nicht mehr integrieren.
Mag.a Julia Moser von myAbility Social Enterprise GmbH hielt die Keynote zum Thema „Unsichtbares sichtbar machen und den Wert von Inklusion zeigen“. Das Unternehmen setzt sich für Chancengleichheit nicht nur am Arbeitsmarkt, sondern in der Gesamtgesellschaft ein. Die Social Enterprise myAbility begleitet und berät Unternehmen, die Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen möchten. Dabei macht Julia Moser Führungskräften immer wieder klar: „Proaktives DisAbility Management erhöht die wirtschaftlichen Erträge. Es steigert den Umsatz um 28 Prozent und verdoppelt den Reingewinn. Außerdem ziehen inklusive Unternehmen Top-Talente an.“ Denn gerade die Millennials wählen Arbeitgeber, die ihre Werte widerspiegeln. Dabei stehen Diversität und Inklusion ganz oben auf der Liste.
In der anschließenden Podiumsdiskussion ermutigten Julia Moser, AMS OÖ Geschäftsführer Gerhard Straßer und Prof. Dipl.-Ing. Helmut Fallmann, Vorstandsmitglied der Fabasoft AG, sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer dazu, offen aufeinander zuzugehen. Der Fabasoft Konzern beschäftigt mehrere Menschen mit Beeinträchtigung. Barrierefreiheit ist auch ein Grundkonzept der Softwareprodukte. „Wir brauchen die Inklusion, weil der Arbeitskräftemangel uns dazu zwingt. Die Pflicht zum CSR-Reporting wird das sowieso regeln. Menschen mit Beeinträchtigung haben besondere Fähigkeiten, auf die müssen wir genauer hinschauen. Inklusion macht uns zu einem besseren Unternehmen, weil wir nicht nur Technokraten, sondern auch Menschen sind“, erklärte Fallmann.
AMS-Geschäftsführer Gerhard Straßer riet Arbeitsuchenden: „Bewerben Sie sich und gehen Sie offen mit Ihrer Behinderung um. Schildern Sie aber nicht nur das Problem, sondern bieten Sie auch gleich Lösungen an.“ Ähnlich argumentierte Julia Moser: „Gehen Sie offen mit Ihrer Behinderung um und verheimlichen Sie sie nicht, so wie ich es früher getan habe, falls Ihre Beeinträchtigung nicht sofort sichtbar ist. Das baut Unsicherheit, Unwissenheit und Ängste auf beiden Seiten ab.“ Das AMS OÖ unterstützt beide Seiten mit Jobcoaching und dem Instrument der Arbeitserprobung.
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