20.06.2018
Die Situation am Arbeitsmarkt entspannt sich, dennoch nimmt die aktive Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich weiterhin eine wichtige Rolle ein, denn mit dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung entstehen neue Herausforderungen. Deshalb wurde in der heutigen Sitzung der Oö. Landesregierung der „Pakt für Arbeit und Qualifizierung 2018“ beschlossen. Der diesjährige „Pakt“ umfasst arbeitsmarktpolitische Maßnahmen aus den Ressorts von Wirtschaftsreferent LH-Stv. Dr. Michael Strugl, Bildungs-Landesrätin Mag.a Christine Haberlander, Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer und Integrations-Landesrat Rudi Anschober sowie aus den Verantwortungsbereichen von AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer und Dr.in Christa Aistleitner, Landesleiterin des Sozialministeriumsservice OÖ. Insgesamt stehen 241 Mio. Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich zur Verfügung.
„Trotz der erfreulichen Entwicklung des Arbeitsmarktes in den vergangenen Monaten, bleibt die aktive Arbeitsmarktpolitik angesichts der neuen Herausforderungen Fachkräftemangel und Digitalisierung eine Hauptaufgabe der oö. Landespolitik. Daher wurde mit dem ‚Pakt für Arbeit und Qualifizierung‘ 2018 auch für heuer wieder ein umfassendes Paket an Qualifizierungs- und weiteren Unterstützungsmaßnahmen geschnürt“, betont LH-Stv. Strugl.
Finanzierung durch Land OÖ, AMS OÖ und Sozialministeriumsservice OÖ
Der „Pakt für Arbeit und Qualifizierung“ 2018 wird wieder vom Arbeitsmarktservice OÖ, dem Land Oberösterreich und dem Sozialministeriumservice OÖ finanziert. Insgesamt 241 Mio. Euro stehen zur Verfügung: Das AMS bringt 128,9 Mio. Euro in die Programme des Paktes ein, das Land OÖ 78,5 Mio. Euro und das Sozialministeriumservice OÖ 33,6 Mio. Euro. 75 verschiedene Maßnahmen umfasst die Angebotspalette des „Pakts für Arbeit und Qualifizierung“ 2018. „Von diesen Unterstützungsmaßnahmen werden heuer 98.000 Personen profitieren, das sind um 10.000 mehr als bei den Pakt-Maßnahmen des Vorjahres“, erläutert LH-Stv. Strugl.
„Durch den ‚Pakt für Arbeit und Qualifizierung‘ will das Land Oberösterreich sowohl der Arbeitslosigkeit als auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Das umfassende Maßnahmenpaket kommt vor allem Jugendlichen, Frauen, älteren Arbeitnehmer/innen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Beeinträchtigungen sowie auch der Qualifizierung von Fachkräften zugute. Jeder Euro, den das Land Oberösterreich für die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte ausgibt, ist ein gut investierter Euro. Denn Lernen ist ein lebenslanger Prozess. Gerade in der sich immer schneller verändernden Wissensgesellschaft müssen wir in das Potenzial unserer Arbeitskräfte investieren. Nur so können wir auch künftig im internationalen Wettbewerb bestehen“, so Bildungs-Landesrätin Mag.a Christine Haberlander.
"Das Sozialressort des Landes Oberösterreich engagiert sich auch heuer im Pakt für Arbeit und Qualifizierung und legt den Schwerpunkt auf die Unterstützung jener Menschen, die am Rande des Arbeitsmarktes stehen. In Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher zu investieren, die mit Vermittlungserschwernissen am Arbeitsmarkt konfrontiert sind, heißt wirksame und nachhaltige Strategien gegen eine ansonsten drohende längerfristige Phase der Arbeitslosigkeit zu setzen. Das schafft neue Chancen und Perspektiven für die Betroffenen und hilft gleichzeitig die Folgekosten langanhaltender Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Eine zweite wesentliche Schwerpunktsetzung verfolgt das Sozialressort im Bereich der Sozialberufe. Im Jahr 2018 können durch die Unterstützung des Sozialressorts 600 Ausbildungsplätze im Bereich der Altenarbeit gesichert werden. Damit leistet das Sozialressort einen bedeutenden Beitrag dazu, den dringend notwendigen Fachkräftebedarf in diesem Bereich zu sichern“, so Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Integrations-Landesrat Rudi Anschober: „Ziel des Paktes für Arbeit & Qualifizierung ist es auch, Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren und gleichzeitig als Potential gegen den immer stärker werdenden Fachkräftemangel in OÖ auszubilden. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration am Arbeitsmarkt sind Deutschkurse, die zwar seitens des Bundes für Asylwerber/innen weitgehend eingestellt wurden, in Oberösterreich aber nun weitergeführt werden. Das ist wichtig für jegliche Teilhabe: Deutschlernen ab Tag 1. Ein weiterer Fokus liegt auf Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, um Zuwanderer zu qualifizieren und den Verdrängungswettbewerb bei einfachen Jobs nicht weiter zu verstärken. Vorreiter ist Oberösterreich im Bereich der Lehre für Asylwerbende: Schon 363 Asylwerber/innen sind in Lehrlingsmangelstellen tätig, rund ein Drittel davon ist allerdings von einem Negativbescheid betroffen – Lehrlinge und Unternehmer/innen fürchten um ihre Zukunft. Meine Initiative ‚Ausbildung statt Abschiebung‘ bündelt hier den Widerstand und appelliert an die Bundesregierung für eine gute Lösung für die betroffenen Lehrlinge. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, auf dieses Arbeitskräfte-Potential zu verzichten“.
Ungenutzte Reserven bei Lehrlingen
"Gemeinsam wenden die Paktpartner heuer 58,8 Mio. Euro für die Ausbildungsgarantie für Jugendliche und junge Erwachsene auf", erläutert AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer. "Wir sorgen dafür, dass Oberösterreich das Lehrlingsland Nr. 1 bleibt. In erster Linie forcieren wir dabei die Lehrausbildungen in Unternehmen. Gut ein Fünftel der österreichischen Lehrlinge ist in unserem Bundesland beschäftigt."
Die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr legte im Vorjahr kräftig zu. Insgesamt begannen in Oberösterreich 7.093 Personen eine Lehrausbildung – um 232 mehr als noch 2016. Die stärksten Zuwächse gab es in Industrie (+6,2%) und Handel (+5,5%); im Schnitt betrug der Zuwachs im Jahresabstand 3,4%. Angesichts der Gesamtlage besteht allerdings noch Aufholbedarf. Über alle Lehrjahre hinweg reduzierte sich die Zahl der Lehrlinge von 2016 auf 2017 von 22.986 auf 22.779. Um einen Ausgleich zu erzielen, müsste auch heuer und in den Folgejahren die Zahl der Lehranfänger/innen deutlich zulegen.
Mit der „klassischen“ Lehrstellenförderung unterstützte das AMS OÖ im vergangenen Jahr 1.700 Lehrausbildungen in Unternehmen. "Mit attraktiven Förderungen forcieren wir generell Ausbildungsmöglichkeiten, die zu einem Lehrabschluss führen", berichtet Straßer. "Dazu zählen etwa die Arbeitsplatznahe Qualifizierung, Implacementstiftungen und die Facharbeiter/innen-Kurzausbildungen." Einschließlich der überbetrieblichen Lehrausbildungen förderte das AMS OÖ im letzten Jahr 5.700 Personen auf diesem Weg.
"Die Nachfrage der Unternehmen nach Lehrlingen ist leicht steigend", betont Straßer. "Und es gibt noch Reserven: Zum einen die bislang erfolglos lehrstellensuchenden Jugendlichen, zum anderen die Lehrlinge in überbetrieblichen Ausbildungen, die jederzeit von Unternehmen abgeworben werden können. Zusammen ergibt das ein zusätzliches Potenzial von über 1.800 Personen."
"Aktuell gibt es Bestrebungen der Regierung, die überbetriebliche Lehrausbildung zugunsten der Lehrstellenförderung für Betriebe zurückzufahren", berichtet Straßer. "Allerdings gibt es starke regionale Unterschiede: Der Anteil der Jugendlichen in überbetrieblichen Lehrausbildungen liegt in Oberösterreich bei 5,6%, in Wien hingegen bei 28,2%."
„Das Sozialministeriumservice (SMS) setzt auch im Jahr 2018 die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Land OÖ und dem AMS OÖ im Rahmen des Paktes für Arbeit und Qualifizierung fort. Der finanzielle Beitrag des SMS wird gegenüber dem Jahre 2017 um 0,95 Mio. auf 33,61 Mio. Euro erhöht. Die geplante Teilnehmer/innenzahl von 15.625 liegt um 7,5% über dem Niveau des Vorjahres. 76 Prozent der vom SMS eingebrachten Budgetmittel werden für die Fortführung und die Erweiterung der bereits bestehenden Angebote für Jugendliche an der Schnittstelle Schule- Beruf verwendet“, so Dr.in Christa Aistleitner, Leiterin des Sozialministeriumsservice OÖ.
Das SMS stellt im Rahmen der Ausbildungsverpflichtung (Ab 18) zur Erlangung der höchstmöglichen Ausbildungsreife eine breite Palette von Angeboten, wie z.B. Produktionsschulen, Qualifizierungs- und Lehrlingsprojekte und die Berufsausbildungsassistenz zur Verfügung. Darüber hinaus werden weiterhin Aktivitäten zur Vermeidung von Frühverrentung und Maßnahmen zur Erlangung und Sicherung von Arbeitsplätzen von Menschen mit Behinderung gesetzt.
Zentrale Maßnahmen im Rahmen des „Pakt für Arbeit und Qualifizierung“ 2018
Beginnend bei der Potentialanalyse in der 8. Schulstufe stellen die Maßnahmen des „Pakt für Arbeit und Qualifizierung“ 2018 maßgeschneiderte Unterstützungsangebote für verschiedene Personengruppen bzw. Problemlagen dar. Mit dem „Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz“ wird etwa ein Schwerpunkt im Bereich der Digitalisierung gelegt, die neue Servicestelle Job und Wirtschaft adressiert vor allem ältere Arbeitssuchende, um nur einige der insgesamt 75 Maßnahmen zu nennen.
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